Deine Kaffeetasse, meine Kaffeetasse
"Gib mir doch mal den Autoschlüssel!" oder "Hast du einen Stift für mich?" sind alltäglich Bitten, denen wir in der Regel nachkommen. Wir reichen den Gegenstand weiter – und zwar meistens so, dass der andere ihn gut fassen kann. Beim Weiterreichen sind Menschen aber nicht immer in gleichem Maß hilfsbereit, wie kanadische Forscher nun feststellten: Wer den gewünschten Gegenstand als sein Eigen betrachtet, bietet ihn anderen offenbar seltener mit Griff oder Henkel voran an.
Für ihren Versuch luden die Forscher Freundespaare in ihr Labor ein und schenkten jeder Person beim ersten Besuch zunächst eine Kaffeetasse. Die Versuchsteilnehmer wurden aufgefordert, die Tasse jeden Tag zu verwenden und auf keinen Fall Andere daraus trinken zu lassen. Ein bis zwei Wochen später setzten die Wissenschaftler die beiden Freunde gemeinsam an einen Tisch und baten sie jeweils im Wechsel, ihrem Kumpel entweder die eigene oder dessen Kaffeetasse anzureichen, oder aber den Kaffeebecher des Versuchsleiters.
Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen den Henkel der Kaffeetasse beim Abstellen stärker in Richtung der rechten Hand ihres Freundes drehten. Interessanterweise taten sie dies jedoch nicht so ausgeprägt, wenn es sich bei dem weiterzureichenden Gegenstand um ihren persönlichen Kaffeebecher handelte. Den vertrauten Becher für unsere Kaffeepause geben wir doch nicht so gerne her.
Quellen:
- Merryn D. Constable et al.: Ownership Status Influences the Degree of Joint Facilitatory Behavior; Psychological Science 0956797616661544, 2016.
- Spektum.de vom 4.10.2016: Sozialpsychologie: Deine Kaffeetasse, meine Kaffeetasse