Thema: Krebs

Die Frage, ob Kaffeekonsum das Risiko für Krebserkrankungen allgemein oder für bestimmte Krebsarten erhöhen könnte, wurde in den vergangenen Jahren intensiv untersucht.

In der Vergangenheit gab es Unsicherheiten im Hinblick auf den Einfluss von starkem Kaffeekonsum auf das Krebsrisiko. Doch den bisherigen Studien zufolge ist der Konsum von Kaffee nicht mit einem Risiko für Krebs verbunden. Im Gegenteil weist eine Vielzahl epidemiologischer Studien sogar auf einen inversen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Kaffee und verschiedenen Krebsarten hin [1].

WHO: Kaffee nicht krebsfördernd
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), veröffentlichte im Juni 2016 einen Bericht zur wissenschaftlichen Beweislage im Zusammenhang von Kaffeekonsum und der Entstehung von Krebs. Demnach gibt es keine Belege dafür, dass Kaffee krebserregend sei. Ganz im Gegenteil: Laut IARC gibt es Hinweise, dass das Heißgetränk das Risiko für Tumore der Leber und der Gebärmutter [siehe z. B. 2,3] senken kann. Die Bewertung der IARC fußt auf der Durchsicht der wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema.

Quelle: Pressemitteilung der IARC Nr. 244 vom 15.6.2016: „IARC Monographs evaluate drinking coffee, maté, and very hot beverages“; abgerufen am 13.3.2017 unter www.iarc.fr/en/media-centre/pr/2016


In der 2012 veröffentlichten EPIC-Deutschland-Study wurde der Einfluss von Kaffeekonsum auf das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen untersucht. Die Forscher konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Genuss von Kaffee und dem Risiko für Krebs allgemein finden [4]. Auch ein italienisch-amerikanisches Forscherteam fand 2015 keinen Zusammenhang in Bezug auf einige häufige Krebsarten [2].

Bedeutsam ist eine skandinavische Studie aus dem Jahr 2016, die nach einer Assoziation zwischen Kaffeekonsum und Krebsrisiko suchte. In die Untersuchung flossen Daten von mehr als 91.000 norwegischen Frauen ein. Norweger sind als starke Kaffeetrinker bekannt — eine gute Voraussetzung, um mögliche gesundheitliche Auswirkungen des Kaffeekonsums aufzuspüren. Im Ergebnis zeigte sich ein geringfügig niedrigeres Risiko für Krebserkrankungen bei den Kaffeetrinkerinnen [5].

Ebenfalls im Jahr 2016 erschien eine Metaanalyse von Daten aus 105 prospektiven Studien, die verschiedenste Krebsarten untersucht hatten. Vieltrinker hatten im Vergleich zu Wenigtrinkern ein reduziertes Risiko für einige häufige Krebsarten [6]. Nur bei Lungenkrebs zeigte sich eine Risikosteigerung (RR 2.18). Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass starke Kaffeetrinker auch häufiger rauchen [5].

Kaffeegenuss und Krebsmortalität

In dieselbe Richtung weisen Studien, die die Krebsmortalität im Zusammenhang mit dem Konsum von Kaffee untersuchten. In einer 2016 erschienenen Studie war der Genuss des Getränks mit einem verminderten Krebsmortalitätsrisiko assoziiert – allerdings nur unter Nichtrauchern [6]. Der Konsum von Tabak kann die Ergebnisse von Studien, die die Wirkungen von Kaffee auf die menschliche Gesundheit untersuchen, negativ beeinflussen, da – wie bereits erläutert —starke Kaffeetrinker auch häufiger rauchen [7, 8].

Mechanismen hinter der inversen Beziehung

Die Ursache des positiven Einflusses von Kaffee im Hinblick auf Krebserkrankungen könnte darin zu finden sein, dass Kaffee einige Substanzen enthält, die das Krebsrisiko potenziell beeinflussen können. Dazu zählen die beiden kaffeespezifischen Diterpene Kafestol und Kahweol, die antikarzinogene Eigenschaften aufweisen. In-vivo-Versuche an Zebrafischen und Küken haben gezeigt, dass Kahweol hemmend auf die Gefäßbildung in Tumoren (anti-angiogen) wirkt [9]. Die Wissenschaftler postulieren einen möglichen Nutzen für die Krebstherapie. Möglicherweise hat auch Kafestol anti-angiogene Eigenschaften [10]. In einer 2014 veröffentlichten Studie fanden Forscher verschiedene hemmende Effekte von Kahweol auf das Zellwachstum und das Überleben von Brustkrebszellen [11]. Möglicherweise könnte dieser Stoff die Apoptose von Krebszellen induzieren [12]. Es gibt auch Wissenschaftler, die dem Koffein die positiven Wirkungen des Kaffees zuschreiben [13]. Auf die antioxidativen Eigenschaften des Kaffeegetränks wurde in vorigen Kapiteln hingewiesen.

FAZIT

Der Konsum von Kaffee ist nicht mit einem erhöhten Risiko für Krebs verbunden. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Kaffee das Risiko für bestimmte Tumore, wie beispielsweise der Leber und der Gebärmutter, senken kann. Die möglichen Ursachen für den positiven Einfluss werden noch diskutiert.

  1. Wierzejska, R. Rocz Panstw Zakl Hig, 66(4):293–8, 2015.
  2. Hashibe, M. et al. Br J Cancer, 113(5):809–16, 2015.
  3. Zhou, Q. et al. Sci Rep, 5:13410, 2015.
  4. Floegel, A. et al. Am J Clin Nutr,95(4):901–8, 2012.
  5. Lukic, M. et al. BMC Cancer,16:562, 2016.
  6. Wang, A. et al. Sci Rep, 6:33711, 2016.
  7. Grosso, G. et al. Eur J Epidemiol, 31(12):1191–1205, 2016.
  8. Grosso, G. et al. Public Health Nutr, 20(1):82–91, 2017.
  9. Cardenas, C. et al. PloS One, 6, 2011.
  10. Wang, S. et al. Biochem Biophysical Res Commun, 421,567–571, 2012.
  11. Cárdenas, C. et al. Biochem Biophysical Res Commun, 447(3):452–8, 2014.
  12. Chae, J.I. et al. Phytother Res, 28(12):1879–86, 2014.
  13. Al-Ansari, M.M. & Aboussekhra, A. PLoS One,9(3):e90907, 2014.