Thema: Kopfschmerzen und Migräne

Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Symptom. Kaffee ist ein Hausmittel, das laut Erfahrungsberichten den Schmerz bei einigen Patienten wirksam bekämpfen kann. Dafür wird vor allem der Inhaltsstoff Koffein verantwortlich gemacht, dessen Wirkung wissenschaftlich untersucht wurde.

Warum Kaffee bei Kopfschmerzen helfen kann

Eine Studie aus dem Jahr 2004 zeigte, dass das Alkaloid den Durchmesser zerebraler Gefäße und dadurch den zerebralen Blutfluss und die Fließgeschwindigkeit vermindern konnte [1]. Dies könnte der Grund für die schmerzmildernden Effekte bei vasomotorisch bedingten Kopfschmerzen sein. Einen ganz anderen Erklärungsansatz für die Wirksamkeit von Kaffee lieferten Forscher 2012: Demnach würde das im Kaffee enthaltene Kafestol eine über körpereigene Opioide vermittelte Erhöhung der Schmerztoleranz bewirken [2].

Koffein in der Behandlung von Kopfschmerzen

Koffein bzw. Kaffee können vor allem bei bestimmten Kopfschmerzarten hilfreich sein. So weisen Erfahrungsberichte und einige kleine unkontrollierte Studien auf eine schmerzlindernde Wirkung von Koffein bei dem sogenannten schlafgebundenen Kopfschmerz (Hypnic headache) hin. Koffein in Form einer starken Tasse Kaffee ist Medizinern zufolge eine gute Behandlungsoption bei akutem Auftreten der nächtlichen Schmerzattacken [3].

Darüber hinaus kann Koffein den Effekt anderer schmerzmildernder Arzneistoffe verstärken und wird daher in Kombinationspräparaten mit Acetylsalicylsäure oder Paracetamol angeboten [4]. In aktuellen S1-Leitlinien (Stand: Februar 2017) werden diese fixen Kombinationen als eines von mehreren Mitteln der ersten Wahl zur Akutbehandlung der Migräne und bei episodischen und chronischen Kopfschmerzen vom Spannungstyp empfohlen [5, 6].

Kombinationspräparate umstritten

Die Kombinationspräparate mit Zusatz von Koffein sind unter Experten allerdings umstritten. Untersuchungen zufolge kann das Koffein durch seine anregende Wirkung dazu verleiten, die Schmerzmittel länger als nötig zu nehmen [7]. Dadurch erhöht sich das Risiko, einen schmerzmittelbedingten Dauerkopfschmerz zu entwickeln. Anstelle der Kombination kann daher eine Monotherapie sinnvoller sein, die nur einen Wirkstoff verwendet und auf das Stimulans verzichtet. Kaffee könnte man dann unabhängig von dem Schmerzmittel zu sich nehmen, wenn man den Koffeineffekt wünscht.

Koffein: auch gegenteilige Effekte möglich

Es könnte allerdings auch gegenteilige Effekte von Koffein geben: So wurde in einer kleinen, unkontrollierten Studie aus dem Jahr 2016 die Effizienz der Migränebehandlung durch eine Koffeinabstinenz verbessert [8]. Allgemein bekannt sind vorübergehende Kopfschmerzen bei manchen gewohnheitsmäßigen Kaffeetrinkern, die auf ihr Heißgetränk abrupt verzichten.

FAZIT

Bei einigen Menschen und bestimmten Kopfschmerzarten können Kaffee bzw. Koffein zur Schmerzmilderung beitragen.

 

  1. Lund, M.J. et al. Physiological Measurement, 25,467–474, 2004.
  2. Guzzo, L.S. et al. Clinical and Experimental Pharmacology and Physiology, 39, 412–6, 2012.
  3. Holle, D., Naegel, S., Obermann, M. Cephalalgia, 33(16):1349–57, 2013.
  4. Nehlig, A. Pract Neurol, 16(2):89–95, 2016.
  5. Leitlinie „Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen“, Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, AWMF-Registernummer: 030/077
  6. Leitlinie „Therapie der Migräne“, Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, AWMF-Registriernummer: 030/057
  7. Feeney, R. J Pain Palliat Care Pharmacother, 30(2):148–9, 2016.
  8. Lee, M.J. et al. J Headache Pain, 17(1):7, 2016.